Donnerstag, 7. Februar 2013

The Amazing Spider-Man (Blu Ray)



Story (3 P):
Viel zu geradliniges, auf sicher spielendes und unspektakuläres Comic-Relaunch, dass zwar unterhalten kann, jedoch nie nennenswerte Hochs durchlebt oder großartig Eigenständigkeit an den Tag legt.
The Amazing Spider-Man muss sich seinem direkten Kontrahenten stellen, Vergleiche gefallen lassen und im Endeffekt geschlagen geben. Gerade mal 10 Jahre nach Sam Raimi´s ersten Spiderman-Film und lächerliche 5 Jahre nach dem „Abschluss“ dessen Trilogie ruft Hollywood zum Relaunch. Warum? Ganz einfach – GELD! “Money makes the world go round” und lässt so den sympathischen Netzschwinger ein paar Ehrenrunden durch die Heimkinosäle der neuesten Generation drehen.

Gibt es irgendwelche Neuerungen zum „alten“ Erstling? Ja! Sind diese besser? In meinen Augen ganz klar “Nein”! Wieso? Ganz einfach…
…die augenscheinlichste Änderung liegt in Peter Parker / Spider-Man selbst vor. Schön zu sehen, dass er nun weniger „nerdy“ und trottelig daher kommt, jedoch hat er nun neben einer gesunden Portion Coolness und Selbstbewusstsein auch einen nicht zu verachtenden Hang zur Arroganz und bricht Versprechen, die er einem sterbenden, besorgten Vater gegenüber gemacht hat – tolle Charakterzüge! So was lob ich mir… Spider-Man war nie arrogant, hat nie mit den Verbrechern gespielt und seine Überlegenheit demonstriert oder sich über die Polizei lustig gemacht (außer vielleicht im dritten Teil der Raimi-Trilogie, aber das ist eine andere schmerzhafte Geschichte) – was soll das? Da ist mir der alte Spidey lieber. Somit muss ich meine Aussage auf den „sympathischen Netzschwinger“ leider revidieren.
Und wo bitteschön waren M.J. und Mr. Jameson und sein Daily Bugle? Die gehören für mich zu Spider-Man, wie Ketchup zu Pommes. Seinen neuen Onkel und seine neue Tante kann ich leider auch nicht ungeschoren davon kommen lassen. Bei Martin Sheen hat man andauernd das Gefühl ihm würden jeden Moment die Dritten aus der Kauleiste fallen und Tante May konnte leider nicht unpassender gecastet werden. Wie genial und vorallem würdevoll kam die „alte“ Tante May rüber? Im neuen wirkt die gute Frau, wie eine unsympathische, leicht ungepflegte Kräuterhexe – sorry, ist doch aber so?!

Dank diesen „Verbesserungen“ und der bekannten Grundstory, wirkt insbesondere die erste Hälfte recht ermüdend. Es wird zwar versucht den bekannten Storyverlauf mit einer neuen Hintergrundgeschichte zu Peter´s Eltern und der Einführung des neuen Bösewichts zu kaschieren, an der Tatsache ändert es leider nichts. Es geht schon beinahe nach hinten los, denn The Amazing Spider-Man braucht über eine Stunde um halbwegs in Fahrt zu kommen und hat bis zu diesem Zeitpunkt erstaunlich wenig Eigenleistung gezeigt.
Ab dem Abendessen bei Gwen´s Eltern und dem Outing Peters gegenüber seiner holden Dame kommt der Streifen langsam ins Laufen, bietet ein paar nette Dialoge und gutes Pacing. Die Konstellation Peter, Gwen und deren Vater als Polizeichef ist ganz interessant, sorgt für etwas Spannung und witzige Momente, muss sich aber der Dreierbeziehung aus den alten Filmen (Peter, M.J. & Harry) klar geschlagen geben. Diese hatte mehr Konfliktpotential, bot besseres Drama und Norman Osborn als Gegenspieler von Spiderman und Vater von Harry ergänzte diesen Zwist auf simple, aber geniale Art und Weise.
Und wieso sieht Gwen´s Vater Willem Dafoe so erschreckend ähnlich?

Es ist ja nicht so, als ob The Amazing Spider-Man alles falsch machen würde. Beim besten Willen nicht! Aber er macht nichts besonders gut, ist nicht eigenständig, sondern bedient sich bei erprobtem Erfolgsrezept. Die Action ist hierfür ein Paradebeispiel. Diese ist in der Tat gut gemacht, sieht schön aus, aber alles wurde uns in den Vorgängern bereits präsentiert und das auch besser. Man erinnere sich nur an die halsbrecheriche Spidey vs. Doc-Oc Schlägerei auf dem Zug aus Teil 2 oder die wilde Luftverfolgungsjagd zu Beginn des dritten Teils. Diese waren einfach wilder und dennoch überschaubar, innovativer und auch länger. Oder das Tribut von Raimi an sich selbst während Ärzte versuchen Doc-Oc die Tentakeln abzunehmen. Oder oder oder…
Die Änderung, dass Peter nun seine Spinnennetzdrüsen selbst baut und instinktivere Bewegungen absolviert, finde ich zum Beispiel gut.

Ja… die Effekte sehen im ganz neuen Teil besser aus. Aber machen super Effekte auch gleich einen guten Film? Nein!
Die Raimi-Filme waren lustig (für manchen vielleicht etwas zu lustig) und hatten recht viel Slapstick, auch verbal wurde sich komödiantisch öfters ausgetobt. Man erinnere sich nur an J.J.J. - Ich kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Die Dialoge waren überspitzt, dafür aber urkomisch. Auch waren die „alten“ Filme bunt, ja fast sogar knallbunt. Der neue Spidey ist eher ernst und recht dunkel geraten. Wieso? Es ist Spider-Man! Nicht Batman! Was soll das? Der Kerl trägt die amerikanischen Nationalfarben als Kostüm. Wieso ist der Film so dunkel?
Auch die Witze an sich sind in den alten Filmen cleverer, einfallsreicher und schlicht und einfach witzig. Im Neuen wiederholen sich genau 2 Gags. Einmal der, dass Peter an diversen Gegenständen „kleben“ bleibt und der, dass er aufgrund seiner Kräfte die ein oder andere Sache demoliert – toll! Hier glänzt der Film auch nicht mit Einfallsreichtum. Ab dem dritten Mal wird dies arg langweilig, ab dem fünften Mal ist es nur noch nervtötend.

Für Leute, die die Raimi-Trilogie nicht kennen oder aufgrund ihres Humors hassen ist der Film bestimmt besser und mag in diesem Fall vielleicht auch als gut betrachtet werden. Deshalb auch noch gerade so drei Punkte.
Für mich nicht mehr, als eine solide, moderat unterhaltsame Comicverfilmung ohne irgendwelche Hochs, die zu Beginn sehr träge erscheint und zum Teil fragwürdige Figuren und fehlbesetzte Parts vorweist, jedoch sehr ansehnliche Effekte, solide bis gute Schauspieler und souveräne Action besitzt; pers. 2,5 Punkte.

Bild (4 P):
Hier gibt es nicht viel zu berichten. Im Grunde genommen ist das Bild sehr hochwertig, jedoch finde ich es generell etwas zu dunkel und zu weich. In Nahaufnahmen wird zwar eine sehr gute Schärfe geboten, in Halbdistanzshots und Einstellungen aus der Ferne kann das Bild allerdings nicht 100%ig überzeugen. Aufgrund des dunklen Tons und des leicht weichen Looks ist der Kontrast zwar gut, die Plastizität aber mau und das Bild im Gesamten eher flach.

Sound (Engl. MA-Audio) (4 P):
Gut, aber bestimmt nicht besser, sehr gut oder fantastisch. Vielleicht sind die vier Punkte sogar noch zu viel, vielleicht bin ich aber auch einfach nur etwas zu kritisch.
In meinen Augen fehlt es dem Sound, genau wie dem Film, an Eigenständigkeit und Kreativität. Die Dialogwiedergabe ist gut, die Balance stimmt, die Filmmusik ist auch gut abgemischt, jedoch plätschert alles etwas lustlos vor sich hin. In der ertsen Hälfte passiert kaum etwas, der Mix ist sehr frontlastig und hat keinerlei nenneswerte Momente. Ab der zweiten Hälfte ändert sich dies zwar, allerdings schafft es der Sound nie ein Grinsen, Aha-Erlebnis oder weites Klangspektrum hervorzurufen. Es kracht mal hier, etwas Räumlichkeit dort, ein paar rückwärtige Effekte werden hin und wieder auch eingestreut, im Gesamten wird aber nichts Besonderes geboten und der Sound zieht am Zuhörer genauso vorbei, wie der Film beim Zuschauer.

Achtung: Die 3D-Version hat keine engl. Master-Audio-Spur; nur Dolby Digital.

Extras (3 P):
Es gibt eine Extra-BD. Angeschaut habe ich mir diese nicht, kann somit leider auch keine Kritik abgeben. Daher gibt es wertfreie 3 Punkte. Ich denke jedoch, dass es von der Menge her eher 4 Punkte sein werden.
Vom Inhalt wird wahrscheinlich nichts Tolles geboten werden, außer dem üblichen Bla-Bla, wie toll und wie anders der neue Spider-Man doch ist und inwiefern er dichter am Comic ist und wie viel besser er als die alten Filme ist, obwohl alle der Beteiligten die Raimi-Teile lieben, wie viel mehr auf Details geachtet wurde, etc.
Ich mag mich aber auch täuschen…



3,0 von 5 - Story 
4,0 von 5 - Bild 
4,0 von 5 - Sound
3,0 von 5 - Extras

Player:
Sony PlayStation 3

Darstellung:
Mitsubishi HC-4000

Blu Ray: The Amazing Spider-Man


2 Kommentare:

  1. Für mich war es ein sehr sehr schlechtes Erlebnis, vor allem die Szene mit dem Kran am Ende.

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  2. Hallo Dogan. Freut mich, dass du dich hier hin verirrt hast.
    Um ehrlich zu sein fand ich die Szene mit dem Kran garnicht sooooo mies. Das hat mich etwas an die "alten" Filme erinnert, die ebenfalls so käsige Szenen hatten. Man erinnere sich nur an die mit Stöcken und Dosen werfenden New Yorker auf der Brücke am Ende des ersten Teils oder die Passagiere im des Zuges im zweiten Teil.
    Aber du hast schon recht. Bei einem Film der so glatt gebügelt ist, wie es der neue Spidey eben ist, kommt eine so käsige Szene nochmals stärker und käsiger rüber, als es bei den alten Filmen. Diese hatten so viele übertriebene Momente, dass man einen solchen "Scheiss" mit einem Augenzwinkern abgetan und gelacht hat.

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